Reisebericht

von der Tagung „Stählin-Lesungen“ in Oranienbaum

Extra auf deutsch veröffentlicht für die Besucher und Teilnehmer aus Deutschland

Reisebericht

Stählin-Lesungen

Die seit einem Jahr von der stellvertretenden Direktorin von Peterhof, Elena Bortnikova, und der Kustodin der Gemäldesammlung Peters III. in Oranienbaum, Elena Ris, vorbereitete Tagung fand vom 22. bis 24. April 2025 im Museum „Bilderhaus“ in der ehemaligen Residenz des Großfürsten und Kaisers Peter III. statt. Jacob von Stählin, ein deutscher Universalgelehrter, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, diente unter fünf russischen Zaren bzw. Zarinnen. Er war 1742 zum Erzieher des Großfürsten Pjotr Fjodorowitsch ernannt worden und leitete später dessen Kunst – und Gemäldesammlung sowie die Bibliothek in Oranienbaum. Stählins Einfluss auf die Persönlichkeitsprägung Peters III., vor allem für das umfangreiche Kunstinteresse des Großfürsten und späteren Zaren, gilt unter russischen Historikern als unumstritten.

Luftbild über den Schlossanlagen, Peterhof und Parkensemble

Frühzeitig wurde der Kieler Zarenverein in die Vorbereitung der Konferenz einbezogen. Aufgrund der durch die EU-Sanktionen erschwerten Reisebedingungen dauerten sowohl Anreise als auch Abreise in diesem Jahr von Kiel aus jeweils fast drei Tage: Zunächst reisten Teilnehmer aus Schleswig-Holstein von Hamburg mit dem Flugzeug nach Danzig. Dort schloss sich uns ein Angehöriger der Maria Pawlowna Gesellschaft aus Weimar an, der unserer Delegation ebenfalls als Gast angehörte. Nach einer Zwischenübernachtung in der alten deutschen Hansestadt nahmen wir den Linienbus von Danzig nach Königsberg/Kaliningrad im russischen Teil Ostpreußens. Die Abfertigung an der polnisch-russischen Grenze am Karfreitag hielt sich glücklicherweise im Rahmen der ansonsten bei Busgesellschaften üblichen Zeitspanne von insgesamt gut drei Stunden, obwohl aufgrund des Osterfestes mit einer deutlich längeren Wartezeit zu rechnen gewesen wäre. In Königsberg/Kaliningrad war aufgrund der planmäßig späten Busankunft ein nächtlicher Hotelaufenthalt nicht vermeidbar. Am nächsten Morgen flogen wir gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern des Kieler Zarenvereins, die bereits einige Tage in Palmnicken/Jantarny im ehemaligen ostpreußischen Samland verbracht hatten, vom Elisabeth-Flughafen in Kaliningrad Chrabrowo (bis 1945 Flugplatz der Deutschen Luftwaffe Powunden) schließlich nach St. Petersburg. Als Namensgeberin des Flughafens im ehemaligen Königsberg wählte man Zarin Elisabeth, unter deren Herrschaft Ostpreußen im Siebenjährigen Krieg von 1758 bis 1762 bekanntlich einer betont milden russischen Besatzung unterworfen war. Eine relativ umfangreiche Dauerausstellung im Flughafengebäude erinnert an Kaiserin Elisabeth und ihre Zeit. Der Flug nach St. Petersburg wurde durch eine exzellente Sicht auf die Stadt und ihre Umgebung bei bestem Wetter gekrönt. Alle Zarenschlösser der Umgebung wurden überflogen und es bot sich dem Fluggast ein einmaliger Blick auf die Paläste und Parkanlagen von oben.

Bootsfahrt auf den Flüssen und Kanälen St. Petersburgs

1. Tag, 19. April 2025

Am späten Nachmittag unternahm die kleine Reisegruppe eine Bootsfahrt auf den Flüssen und Kanälen entlang der zahlreichen Sehenswürdigkeiten und unter den aus der russischen Literatur namentlich bekannten Brücken der alten Hauptstadt des Zarenreiches.

Zum Abendessen trafen wir uns im Literaturcafé „Puschkin“, einem Traditionsrestaurant in St. Petersburg, das den Gästen nach alten Stil mit einem Pianisten, einem Geiger und einer Sängerin einen dezenten musikalischen Hintergrund bereitet. Da es sich um den Abend vor dem russischen Osterfest handelte, besuchten wir gegen 23.30 Uhr die beeindruckende russisch-orthodoxe Ostermesse in der Kasaner Kathedrale am Newsky Prospekt. Um Mitternacht wurden wir von dem sehenswerten Schauspiel der Osterprozession beeindruckt. Der Zug der zahlreichen Geistlichen mit dem heiligen Schrein, dem sich viele der Gläubigen anschlossen, führte einmal um die nächtliche Kathedrale herum. Aufgrund unseres Programms am nächsten Tag konnten wir der russisch-orthodoxen Ostermesse, wie es unter vielen Russen üblich ist, nicht die ganze Nacht hindurch bis in die Morgenstunden folgen. Neben den liturgischen Gesängen, die der Zeremonie einen ganz speziellen Klang verliehen, beeindruckte uns, dass sich überwiegend junge Leute in der Kathedrale eingefunden hatten. Im Gegensatz zu Westeuropa scheint die Hinwendung zum christlichen Glauben in Russland unter den jüngeren Menschen weit verbreitet zu sein.

Hauptaltar der St. Isaaks Kathedrale mit dem Buntglasfenster des Münchner Meisters Kühl.

Reiterdenkmal Nikolaus I. auf dem Isaaksplatz vor der Kathedrale.

2. Tag, 20. April 2025

Wir trafen unsere St. Petersburger Reiseleiterin Svetlana morgens im Hotel, um mit ihr das Besuchsprogramm für die nächsten Tage abzustimmen. Anschließend fuhren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur 1858 von Auguste de Montferrand erbauten 101,5 Meter hohen Isaaks Kathedrale. Sie gilt damit als eine der höchsten Kuppelbauten Europas. Der unter Alexander II. errichtete und mit wertvollen Mosaiken im Inneren ausgestattete Kirchenbau ist neben der Peter-Paul-Kathedrale mit den Gräbern der Romanow-Dynastie damit das höchste Gebäude im historischen Zentrum St. Petersburgs.

Während der detailreichen und sachkundigen Führung durch Svetlana begegneten wir einer ihrer Reiseführerkolleginnen, die ihr lachend eine anerkennende Bemerkung zurief, denn es gilt in Russland seit der Corona-Zeit 2020 als Rarität, wenn deutsche Besuchergruppen auftauchen. Nicht ohne Stolz antwortete Svetlana ihrer Kollegin, denn die professionellen und lizensierten Touristenführer, wenn sie die deutsche Sprache beherrschen und dabei nicht aus der Übung kommen wollen, sind aus diesem Grunde sehr daran interessiert, die wenigen Reisegruppen aus Deutschland zu betreuen.

Erlöserkirche oder auch Blutkathedrale: an dieser Stelle starb Zar Alexander II. nach dem Attentat.

Nach dem Besuch der Isaaks Kathedrale gab es eine Stärkung in einem der zahlreichen Cafés der Stadt bei köstlichem Süßgebäck und wärmendem russischen Beerentee, denn die Temperaturen waren von fast sommerlichen 24° am Ankunftstag jetzt auf kühle 8° gesunken. Anschließend begaben wir uns entlang des Newsky Prospekts zur sogenannten „Blutkathedrale“ am Michailowskij-Park. Die 1883 erbaute „Erlöserkirche auf dem Blute“, auch als „Christi-Auferstehungskirche“ bezeichnete Kathedrale im byzantinischen Baustil wurde an dem Ort errichtete, wo Zar Alexander II. 1881 bei einem Bombenattentat sein Leben verlor.

Der Tag endete mit dem abendlichen Besuch in einem der zahlreichen georgischen Restaurants.

Unsere Gruppe am Denkmal des Dichters in der Stadt Puschkin.

3. Tag, 20. April 2025

Ein Kleinbus holte die Reisegruppe am Hotel ab, um uns nach Puschkin, dem ehemaligen Zarskoje Selo (Zarendorf) zu bringen. Der Ort ist mit dem bedeutendsten Dichter Russlands, Alexander Puschkin, engstens verknüpft. Hier besuchte er das Lyzeum, verbrachte er seine Jugend und schrieb sein Frühwerk.

Detail aus dem Bernsteinzimmer im Katharinen Palast von Zarskoje Selo/Puschkin.

In Puschkin stand der Besuch des Katharinen Palastes auf dem Programm. Ursprünglich von Peter dem Großen als kleines Schloss für seine Frau Katharina nach ihrer Hochzeit 1711 errichtet, erweiterte deren Tochter Elisabeth nach ihrer Thronbesteigung das Palais u. a. von Rastrelli zu einem beeindruckenden und ausladenden Palast im russischen Barock, in dem auch das von Andreas Schlüter entworfene Bernsteinzimmer zu sehen ist. Das weltberühmte Unikat wurde als ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelms I. an den russischen Kaiser Peter den Großen 1717 übergeben wurde, um damit die tiefe und dauerhafte Freundschaft zwischen Preußen und Russland symbolisch zu festigen.

Nach der Besichtigung des Katharinenpalastes besuchten wir das bekannte Restaurant „Borsch“ in Puschkin, um uns dort an dem Nationalgericht gleichen Namens und weiteren köstlichen russischen Spezialitäten, einschließlich des obligatorischen Vodkas zu stärken.

Gegen Abend kehrte die Gruppe in das Hotel Oktiabrskaja zurück. Dort bereiteten wir uns auf den am nächsten Tag folgenden Kongress vor.

Eine der palastartigen Metrostationen in St. Petersburg Ploschad Vosstaniya.

4. Tag, 22. April 2025

Um 8.15 Uhr eilten wir zur Metro-Station Ploschad Vosstaniya, um zum Bahnhof Leninskij Prospekt zu fahren, wo man uns um 9.00 Uhr erwartete. Wer die U-Bahnhöfe in Moskau und St. Petersburg schon einmal persönlich gesehen hat, wundert sich nicht mehr über deren Ausstattung mit palastartigen Stilelementen, wie Kronleuchtern oder prunkvoll verzierten Säulen. Abgesehen von der für uns Deutsche inzwischen bewundernswerten Sauberkeit der Stationen, fallen einem das völlige Fehlen von Schmierereien und Beschädigungen sofort ins Auge. Das rücksichtsvolle gegenseitige Verhalten der Fahrgäste schien uns, die wir anderes Benehmen gewohnt sind, ebenfalls bemerkenswert zu sein.

Unsere Tagungsteilnehmer vor dem Museum „Bilderhaus“ Peters III.

Am Leninskij Prospekt wartete bereits ein Teil der Tagungsteilnehmer auf die beiden Busse, die uns nach Lomonossow/Oranienbaum bringen sollten. Erste Bekanntschaften wurden geschlossen. Neben unserer gemischten Delegation aus deutsch- und russischsprachigen Mitgliedern des Kieler Zarenvereins gab es nur noch einen Tagungsteilnehmer aus Deutschland: ein emeritierter Professor für osteuropäische Geschichte aus Süddeutschland. Elena Ris begrüßte die erschienenen Gäste an der Bushaltestelle und hakte die Anwesenden korrekt auf ihrer Teilnehmerliste ab. Mit einem Lächeln wies die Organisatorin der Tagung auf Ihre systematisch geordneten Papiere und Listen hin: „Alles wie in preußischer Verwaltung!“ Wir mussten lachen. Noch immer gilt die preußisch-deutsche Verwaltung für viele Russen als vorbildlich. Elena Ris ist die Kustodin der Gemäldesammlung des Großfürsten und späteren russischen Kaisers Peter III. Sie studierte in Berlin und promovierte mit einer Arbeit über die Gemäldesammlung des Berliner Fabrikanten, Bankiers, Kunstsammlers und Kunsthändlers Johann Ernst Gotzkowsky (1710–1775). Seine Gemälde bildeten den Grundstock der St. Petersburger Eremitage bei ihrer Gründung. Die ausgezeichneten deutschen Sprachkenntnisse von Frau Ris erleichterten die Vorbereitung der Teilnahme und deren Verlauf für uns Deutsche enorm. Gegen 10 Uhr erreichten die beiden Busse den Eingangsbereich des Parkensembles der Residenz Oranienbaum. Das erst kürzlich aufwendig restaurierte „Bilderhaus“ Peters III. mit dem dort wiedererrichteten Theater des Großfürsten erwies sich nicht nur symbolisch als überaus geeignete Tagungsstätte für die „Stählin-Lesungen“.

Eröffnung der Tagung „Stählin Lesungen“ durch den Direktor des Staatlichen Museumskomplexes Peterhof, Roman Kovrikov, und seiner Stellvertreterin Elena Bortnikova.

Der Violinist Andrej Penjugin.

Die Besucher wurden im Eingangsbereich des Gebäudes von Elena Bortnikova, der verantwortlichen Mitarbeiterin des Museums der ehemaligen Residenz Oranienbaum, begrüßt. Frau Bortnikova nimmt zugleich die Funktion einer stellvertretenden Direktorin des Staatlichen Museumskomplexes Peterhof für den Verantwortungsbereich Finanzen und Rechnungswesen wahr. Sie promovierte 2025 über das Thema der Gemäldesammlung des Großfürsten und Zaren Peters III. Etwa 100 Teilnehmer und Mitarbeiter hatten sich im Theatersaal anlässlich der Konferenzeröffnung eingefunden. Uns wurden von Frau Ris zunächst die für uns engagierten Übersetzer vorgestellt: Angelina Pavlova und Nikolaj Andrejev. Wie wir es aufgrund ihrer flüssigen und kompetenten Simultanübersetzungen bereits selbst bemerkt hatten, wurde uns später zugetragen, dass beide zu den kompetentesten Dolmetschern St. Petersburgs zählen.

Nach der offiziellen Begrüßung durch den Generaldirektor des Staatlichen Museumskomlexes Peterhof, Roman Kovrikov, und seiner Stellvertreterin Elena Bortnikova, stimmte das Trio „St. Petersburger Barockensemble“ unter der Leitung von Andrej Penjugin die Besucher mit der von Peter III. an Domenico DallʼOglio erteilten Auftragskomposition „Sonata für Geige und basso continuo la maggior“ auf diese Zeitepoche ein.

Vortrag Jörg Ulrich Stange, Vorsitzender des Kieler Zarenvereins.

Es folgte am Vormittag die erste Vortragsreihe der Tagung.

Der auf Deutsch gehaltene Vortrag von Jörg Ulrich Stange, Vorsitzender des Kieler Zarenvereins, „Die Vorgänger Jacob von Stählins als Erzieher Carl Peter Ulrichs von Holstein-Gottorf 1732-1742“ wurde von der Dolmetscherin Angelina Pavlova direkt von der Bühne aus für das Publikum ins Russische übersetzt. Nach Beendigung seines Vortrages überreichte Jörg Ulrich Stange den beiden für die Planung und Durchführung der Tagung verantwortlichen Damen Elena Bortnikova und Elena Ris jeweils ein aus Deutschland mitgebrachtes Gastgeschenk: einen zeitgenössischen Stahlstich von St. Petersburg und einen Bildband über die Barocksammlung des Museums Schloss Gottorf.

Gegen 18 Uhr endete der erste Tag der Stählin-Lesungen. Mit unendlich vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen erfüllt, verließen wir nach einem ergebnisreichen Sitzungstag das ehemalige Gemäldehaus Peters III., um uns zu Fuß und wieder in Begleitung von Elena Ris durch die kleine Stadt Lomonossow zum Bahnhof zu begeben. Von dort ging es mit der russischen Staatsbahn zum Bahnhof Baltiyskaya, von wo wir in die Metro-Linie 1 umstiegen, die uns zum nahe unserem Hotel gelegenen U-Bahnhof Ploschad Vosstaniya zurückfuhr.

Dieser Tag endete vorläufig mit einem wohlschmeckenden, aber dennoch äußerst günstigen Essen in einer sogenannten Volksküche, einer der zahlreichen Stolowaja, die es flächendeckend in St. Petersburg zu geben scheint. Abschließend traf sich die Gruppe in der Bierstube des Hotels, um die vielfältigen Eindrücke des Tages auszutauschen und gemeinsam zu bewerten.

Zuhörerschaft der Tagung

Irina Artemieva und Roman Kovrikov bei der feierlichen Enthüllung des restaurierten Gemäldes „Das Gastmahl des Herodes“ von Silvestro Manaigo.

5. Tag, 23. April 2025

Wieder fuhren wir gegen 8.15 mit der Metro zur Sammelstelle am Leninskij Prospekt, von wo uns die Busse zur Tagung nach Oranienbaum brachten. Das unglaublich interessante Vortragsprogramm fesselte zwar die Zuhörer, dennoch zeigten sich am zweiten Tag leicht gelichtete Reihen im Parkett.

Im Anschluss an den Vortrag über das restaurierte Gemälde von Silvestro Manaigo, „Das Gastmahl des Herodes“, wurde das Bild enthüllt und in einer eindrucksvollen feierlichen Zeremonie durch den Generaldirektor Roman Kovrikov und die stellvertretende Direktorin Elena Bortnikova sowie zwei Tänzern in historischen Kostümen zur Musikbegleitung durch den Geigenspieler Andrej Penjugin dem Publikum vorgestellt.

Nach der Kaffeepause gab es für uns Mitglieder des Kieler Zarenvereins besonders bemerkenswerte Vorträge, u. a. über das Leben Anna Petrownas.

Auch an diesem Abend traf sich die kleine Delegation nach der Rückkehr von der Tagung zunächst zum Essen in der Stolowaja, um den Tag in der gemütlichen Bierstube des Hotels ausklingen zu lassen.

6. Tag, 24. April 2025

Am letzten Tag der Stählin-Lesungen wurden in den Pausen Kontaktdaten mit den Referenten der interessantesten Vorträge ausgetauscht und weitere Präsente des Kieler Zarenvereins u. a. auch an die beiden Übersetzer übergeben. Auch der Vorsitzende Jörg Ulrich Stange wurde am Ende der Tagung von Elena Bortnikova mit einem persönlichen Geschenk auf der Bühne verabschiedet.

Modell der Rodelbahn Katharinas II.

Eine rekonstruierte Gondel der Rodelbahn.

Nach Beendigung der Tagung „Stählin-Lesungen“ führten Mitarbeiter des Museumskomplexes Oranienbaum die Teilnehmer durch ausgewählte Gebäude der ehemaligen Residenz Peters III. Unsere Gruppe hatte sich für den kürzlich komplett restaurierten sogenannten Rutschbahn-Pavillon, erbaut von Rinaldi unter Katharina II., entschieden. Von dem mit kostbarstem Meißner Porzellan ausgestatteten kleinen Palast führte eine hölzerne Bahn in den Park. In den Gondelwagen fuhren die Kaiserin und ihre Gäste wie auf einer Berg- und Talbahn vom ersten Stock des Pavillons in den Park hinunter und vertrieben sich auf diese Weise ihre Zeit. Auf dem Foto ist ein Modell zu sehen.

Die Damen der Tagungsleitung und die Teilnehmer des Kieler Zarenvereins am Denkmal Peters III. im Park von Oranienbaum.

Anschließend versammelte sich die Gruppe mit den Damen der Museumsleitung von Oranienbaum zu einem Gruppenfoto am Denkmal Peters III. Die Bronzeskulptur des Künstlers Alexander Taratynov war erst im September 2024 vom Kieler Zarenverein an den Staatlichen Museumskomplex Peterhof als Geschenk übergeben worden.

Damit endete der Besuch der dreitägigen Konferenz in Oranienbaum. Der Abend wurde wie zuvor in der gemeinsamen Runde nach dem Essen in der Stolowaja beendet.

Der Thronsessel im Thronsaal Peterhof mit dem Gemälde Katharinas II. von Vigilius Eriksen, 1762.

7. Tag, 25. April 2025

Um 9.30 Uhr traf unsere Reiseleiterin Svetlana im Hotel ein, um mit uns gemeinsam in dem zur Verfügung gestellten Kleinbus zum größten der Zarenschlösser zu fahren: nach Peterhof am Finnischen Meerbusen. Die 1714 von Peter dem Großen in Auftrag gegebene Palastanlage ist mit dem sogenannten Meereskanal mit der Ostsee verbunden. Obwohl wir einen Tag vor der eigentlichen Saisoneröffnung Peterhof besichtigten, hatten wir das doppelte Glück, dass einerseits die berühmten Fontänen bereits eingeschaltet waren, andererseits aber auch noch kein großer Besucherandrang herrschte. So konnte uns Svetlana in Ruhe durch alle Räumlichkeiten führen, ohne dass es zu einem großen Gedränge kam.

Die berühmten Fontänen von Peterhof

Es folgte danach ein bewusst kurzer Spaziergang durch den Park, denn die Temperaturen waren mittlerweile auf 6° gesunken.

So waren wir froh, dass wir im Anschluss noch eine russische Traditionsgaststätte besuchen konnten. Dort stärkte sich die Gruppe bei einer warmen russischen Mahlzeit und mit dem obligatorischen Vodka.

Ein Teilnehmer unserer Gruppe besuchte unter anderem auch die Peter-und-Paul-Kathedrale auf der Festungsinsel. Dort hatte der Kieler Zarenverein 2013, 2018 und 2024 mit Genehmigung der Behörden St. Petersburgs am Grab Kaiser Peters III. jeweils offizielle Totenehrungen vorgenommen. Die Schleifen, Kunstblumen und Ehrenbezeugungen dieser Jahre werden seither mit Respekt auf dem Marmorsarkophag des in Kiel geborenen Zaren aufbewahrt.

Grablege aller russischer Zaren und ihrer Familien, die Peter-und-Paul-Kathedrale.

Der Grabschmuck der Totenehrungen des Kieler Zarenvereins für Peter III. von 2013, 2018 und 2024 werden mit Respekt in Ehren gehalten.

Die Tagungsreihe „Stählin-Lesungen“ soll im April 2026 fortgesetzt werden, so der Wunsch der Direktion des Staatlichen Museumskomplexes Peterhof. Wir werden sicherlich wieder dabei sein!

Doch erst einmal trennten sich unsere Wege wieder genauso, wie sie uns zusammengeführt hatten. Wie bei der Hinfahrt waren bei der Rückreise nach Schleswig-Holstein über jeweils drei Tage noch diverse Hürden zu nehmen: Zwei Flüge, zwei Busreisen und zwei Hotelübernachtungen sowie die russisch-polnische Grenzabfertigung galt es zu bewältigen. Vor der Verhängung der EU-Sanktionen gegen Russland dauerte eine Anreise von Hamburg mit dem Flugzeug nach St. Petersburg lediglich zweieinhalb Stunden, nunmehr zweieinhalb Tage! Doch am Ende überwogen unsere großartigen Eindrücke und die Erinnerung an die vielen herzlichen Begegnungen mit den russischen Freunden. Wir erfuhren während unseres Aufenthaltes in Russland überall Sympathie und Hilfsbereitschaft, auch von fremden Menschen, wenn man uns als Deutsche erkannte. Aber trotz aller politisch-medial verbreiteten Russophobie herrscht unter den sich begegnenden Menschen aus Russland und Deutschland darin Einigkeit, dass unsere Freundschaft und Zusammenarbeit durch derartige Widrigkeiten nicht unterbunden werden kann.

Der Kieler Zarenverein im April 2025

Text u. Fotos ©® Der Kieler Zarenverein – ausgenommen Fotos Nr. 10,11,12,13,14,15,16 ©® Peterhof State Museum Reserve